Das Wetter hat umgeschlagen – Regen und Migräne machen mich genügsam, sodass ich momentan nur in der näheren Umgebung meine Runden drehe. Die Tage davor waren wir noch mehr unterwegs, unter anderem zum Auerbacher Schloss – von Hochstädten hinaufgewandert – und im Englischen Garten Eulbach bei Erbach. Kaum zu glauben, aber wahr: Wir waren tatsächlich vorher noch nie dort. (Ich denke manchmal ja, mittlerweile haben wir uns wirklich alles im Umkreis von 50–100 km angeschaut.)

Die Holzkirche im Englischen Garten Eulbach

Den Garten fand ich ganz nett. Er wird als ältester archäologischer Park Deutschlands bezeichnet – wobei man zur Zeit seiner Gründung, vor über 200 Jahren, noch etwas freihändiger mit Archäologie umging. Aber dazu gleich mehr.
Wie ich von Wikipedia erfahren habe, heißt der Park nach dem Dorf Eulbach, das im Dreißigjährigen Krieg wüst gefallen ist – sprich: ausgestorben und aufgegeben wurde. Solche Wüstungen gibt es im Odenwald an mehreren Orten. Meist wurden die Dörfer aber später, oft im 18. oder 19. Jahrhundert, verlassen, weil die Bewohner auswanderten.

Franz I zu Erbach-Erbach haben schon viele an die Nase gefasst.

In Eulbach ließen die damals herrschenden Erbacher Grafen (genauer: die von Erbach-Erbach – das Geschlecht hatte drei Linien) um 1770 ein Jagdhaus errichten. Franz I. zu Erbach-Erbach ließ es später zum kleinen Schlösschen ausbauen und den Park anlegen. Der Gartenarchitekt war Friedrich Ludwig Sckell, der unter anderem den Englischen Garten in München konzipierte und Chefgärtner des Schlossgartens Schwetzingen war.

Das Jagdschloss

Dabei wurden alle möglichen historischen Dinge integriert: Reste römischer Limesanlagen, Grenzsteine und Teile mittelalterlicher Gemäuer, die zu einer (inzwischen recht windschiefen) kleinen Fantasieburgruine zusammengesetzt wurden. Aus Teilen römischer Mauern wurde sogar ein (fantasievoller) Obelisk gefertigt.

Der Obelisk

Man kann dort auch diverse Abbildungen des Grafengeschlechts sehen. Schilder mit QR-Codes bieten einige Infos an.

Die Fantasieburg

Die kleine Holzkirche war bei unserem Besuch leider nicht zu betreten. Es gibt einen Teich mit Seerosen und diverse Wildgehege mit Hirschen, Wildschweinen und Wisenten. Irgendwo sollten auch Mufflons sein – die haben wir allerdings nicht entdeckt.

Nein, ich hatte kein Futter gekauft, sorry.

Klar, lange ist man in dem kleinen Park nicht unterwegs, aber ich fand ihn durchaus sehenswert und seine 6 Euro Eintritt wert. Für Familien mit Kindern ist der Spielplatz sicher interessant.

Danach waren wir noch ein bisschen in Erbach unterwegs. Dabei haben wir festgestellt, dass wir bei früheren Besuchen wohl meist ziemlich zielstrebig den historischen Stadtkern am Schloss übergangen und stattdessen in der eher austauschbaren Fußgängerzone gelandet sind. Die kleinen Gassen mit den alten Häusern sind wirklich sehr pittoresk.

Von den pittoresken Gassen kein Bild, aber vom Lustgarten.

Hier sind wir mit dem Nees-Haus schon wieder der Familie Nees begegnet (siehe Eintrag davor mit der Nees-Säule und dem Bezug zum Nees-Stein).

Einen Gruß entsandte ich an Odin/Wotan auf seinem achtbeinigen Ross – er gehört zu einer Reihe ähnlicher Skulpturen mit Bezug zur Nibelungensage hier im Odenwald.

Sleipnir, nur echt mit den acht Beinen.