Auf das Buch bin ich aufmerksam geworden, weil es in einer Radiosendung erwähnt wurde. Der Untertitel lautet: „Was wir gewinnen, wenn wir unsere Emotionen verstehen und zulassen“. Ich hatte es mir gebraucht besorgt und recht schnell durchgelesen.

In dem Buch beschreibt der Psychologe Klaschinski, wie er selbst einen besseren Zugang zu seinen Emotionen fand. Rahmenhandlung ist ein Dunkel-Retreat, bei dem er sich intensiv mit seinen Gefühlen auseinandersetzt. Er illustriert seinen Weg zu mehr emotionaler Offenheit mit persönlichen Erlebnissen.
Daran habe ich mich anfangs ein bisschen gestoßen, ehrlich gesagt – nicht am Vorgehen generell, sondern eher daran, dass ich mich im Leben eines jungen Mannes irgendwo zwischen Kite-Surfen in Südafrika und Klippenspringen in ich-weiß-nicht-wo nicht so ganz wiederfand. Später folgen dann aber andere Beispiele aus dem persönlichen Leben, die ich besser nachvollziehen konnte.
In jedem Kapitel behandelt er ein bestimmtes Gefühl – wie Wut, Scham, Liebe oder Angst – intensiver und beschreibt, wie wir diesen Gefühlen, auch den positiven, oft ausweichen oder sie wegdrücken, bis wir sie nicht mehr ignorieren können und Probleme bekommen. Entweder, weil wir sehr viel Energie in das Unterdrücken der Gefühle stecken müssen oder, weil wir anfangen, wichtige und schöne Dinge im Leben zu vermeiden, nur um unangenehme Gefühle nicht spüren zu müssen.
Klaschinski baut bei seinen Ausführungen auf der mir inzwischen gut vertrauten Acceptance and Commitment Therapy (ACT) auf. Das heißt, es geht darum, ein Gefühl überhaupt erst einmal wahrzunehmen und es dann – ohne es verändern zu wollen – zu akzeptieren. Statt zu versuchen, Gefühle oder Gedanken wegzudrücken, distanziert man sich etwas von ihnen, um das Heft des Handelns in der Hand zu behalten. Denn wichtig ist nach ACT, seine Werte zu kennen und ihnen gemäß zu handeln – und dabei gegebenenfalls auch Gefühle wie Angst zu akzeptieren.
Ich fand es sympathisch, dass sich der Autor in dem Buch ziemlich „nackt gemacht“ hat, was seinen eigenen Weg angeht. Ich mochte auch, dass er daran erinnert, dass unangenehme Gefühle ihre Berechtigung und ihren evolutionären Sinn haben. Unsere angst- und sorgenfreien Vorfahren endeten schließlich oft im Magen des Säbelzahntigers – und trugen so nicht mehr zur Weitergabe ihrer Gene bei.
Wie hilfreich seine Tipps sind – es gibt auch herunterladbare Trancereisen, die ich aber nicht ausprobiert habe – kann ich schwer einschätzen, weil ich schon recht belesen bin rund um ACT. Ich denke, die Grundprinzipien sind gut erklärt und nachvollziehbar. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein gutes Einstiegsbuch ist für Menschen, die sich mit ACT noch nicht viel beschäftigt haben, aber lernen wollen, sich mehr auf ihre Gefühle einzulassen und mehr nach ihren Werten zu leben.
Ich fand es nicht schlecht, mir diese Dinge wieder einmal in Erinnerung zu rufen.
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