Manchmal sind Spaziergänge durch den Odenwald historisch interessanter, als man vorher beim Blick auf die Wanderkarte meinte. So auch unsere Runde zwischen der B 460 / Parkplatz Wegscheide und dem Mossautal. Alle beschriebenen Dinge kann man entlang des „Lärmfeuerwegs“ (gelbe 3 im Kreis) erwandern. Der Weg ist rund 8,5 km lang. Bis vor Kurzem (Stand April 2025) gab es hier zahlreiche Baumfällungen, daher sind die Wege zum Teil noch etwas zerwühlt – aber sie waren bei unserem Aufenthalt wieder begehbar.

Ein steinerner Tisch

Was man da sehen kann?
Zum einen wurden auf einem Teil dieses Weges viele „Bäume des Jahres“ gepflanzt. Infotafeln informieren auch über Exemplare, die der Waldlaie vielleicht noch nicht kennt – wie die Elsbeere oder die Wildbirne.

Der „Baum des Jahres“ Weg

Wenn man vom Parkplatz Wegscheide aus zuerst den rechten 3er-Weg wählt, läuft man auf der alten Poststraße entlang der Grenze zwischen dem Kreis Bergstraße und dem Odenwaldkreis. Das war schon früher eine wichtige Grenze, denn hier verlief die Grenze der Mark Heppenheim, die Karl der Große 773 dem Kloster Lorsch schenkte. Und rund 700 Jahre später verpfändete der Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg dieses Gebiet an die zuvor verfeindete Kurpfalz, da er Unterstützung für seine Querelen mit Papst und Kaiser brauchte. Das Ganze fasst man heute unter dem Begriff „Mainzer Stiftsfehde“ zusammen. Tatsächlich blieb das Gebiet offiziell lange – genauer gesagt zwischen 1460 und 1623/1650 – kurpfälzisch.

Ein „Abgelöst“-Stein

Und die Wittelsbacher (genau, die mit den „bayerischen“ Rauten) waren damals die Herrscher der Kurpfalz. Sie stellten überall große Grenzsteine auf, um ihren Herrschaftsanspruch über dieses neue Gebiet zu betonen. Als es gegen eine hohe Ablösesumme wieder an Mainz zurückging, klöppelten die Mainzer auf alle Steine die Jahreszahl 1650, das Mainzer Rad (als Wappen) und das Wort „abgelöst“ ein. Man findet diese Steine häufig entlang der ehemaligen Grenze.

Hier sieht man schön, wie ein Grenzwall und ein Grenzbaum mit mehreren Stämmen zusätzlich zum Grenzstein die Grenze markieren.

Nach einer Kreuzung mit einer Hütte (die den frugalen Namen „Hütte“ trägt) und einem steinernen Tisch (siehe Bild oben) kommt man an die „Nees-Säule“. Das ist nicht der einzige Gedenkstein mit diesem Namen. Ein Nees-Stein befindet sich auch rund 5 km weiter nördlich und erinnert an den Wildhüter Ernst Nees, dem 1836 von dem Freund eines von ihm erschossenen Wilderers ein Auge ausgeschossen wurde.

Diese Nees-Säule hier ist wiederum der Grabstein des Wildhüters Georg Nees († 1828) und seiner Tochter Karoline († 1859). Begraben sind die beiden allerdings nicht im Wald – das Grabmal wurde später dorthin versetzt.

Ein Grabstein im Wald…

Bleibt man der „3“ weiter treu, kommt man zum Mossauer Bild. Das ist ein steinerner Bildstock, in dem sich eine (beschädigte) Madonna mit Kind befindet. Auch wenn der Bildstock heute irgendwo im Nirgendwo zu stehen scheint: Früher war hier ein wichtiger Pilgerweg nach Walldürn, wo das „Heilige Blut“ – ein Tuch mit während des Gottesdienstes entstandenen Weinflecken, die den gekreuzigten Jesus und die Jünger darstellen sollen – verehrt wurde.

Der Bildstock Mossauer Bild

Das Mossauer Bild soll alt sein, noch aus dem 16. Jahrhundert. Man findet dort immer wieder kleine Devotionalien – ein Engelchen, ein blühender Zweig.

Das Mossauer Bild

Eine Weile später kommt man auf den Berg Lärmfeuer. Der heißt so, weil früher dort Lärmfeuer gebrannt haben – belegt aus dem Dreißigjährigen Krieg und den napoleonischen Feldzügen, so sagt die Geopark-Tafel vor Ort. Eine große Hütte findet sich ebenfalls auf dem Berg, bei der ich mich frage, für welchen Zweck sie wohl einmal ausgelegt war – Übernachtung von 60 Pfadfindern auf einmal?


Interessant fand ich auch einen Stein, der – ohne erläuternde Tafel – in der Nähe stand. Darauf sieht man das Wappen der Grafen zu Erbach mit der Inschrift:
„Omnia cum Deo et nihil sine eo“ („Alles mit Gott und nichts ohne Gott.“)
Dazu findet man das Datum 23. Dezember 1883 sowie † 10.2.1920. Wie ich googeln konnte, ist das ein Gedenkstein für Graf Erasmus zu Erbach-Erbach (1883–1920). Warum der Stein (ausgerechnet) dort aufgestellt wurde, weiß ich nicht.

Drei Sterne heißt hier immer, die Erbacher Grafen sind mit von der Partie.

Tolle Waldwege (auch abseits der 3) findet man dort auch. War eine wirklich schöne Tour, die allerdings trotz moderater Länge und Steigung lange dauerte, vielleicht, weil es so viel zu sehen gab.

Der beste Ehemann von allen.