Nachdem ich die letzten Tage mit viel Husten und Schniefen verbracht habe und gar nicht oder nur sehr kurz spazieren war, geht es heute wieder etwas besser. Da es ein schöner, ruhiger Herbsttag ist, haben wir einen kleinen Spaziergang dort gemacht, wo ich auch mit meiner aktuell kaum vorhandenen Kondition laufen kann, ohne gleich ins Keuchen, Husten oder Schwitzen zu kommen.

Das Gassbachtal eignet sich dafür hervorragend; es ist ein sanft ansteigendes, sehr hübsches Odenwaldtal bei Gras-Ellenbach, einem Ortsteil von Grasellenbach.

Schön ist im Gassbachtal auch der Kunstweg, einer von 25, die die Sparkassenstiftung Starkenburg gesponsert hat. Dieser hier stammt aus dem Jahr 2012 und ist noch gut erhalten; ich erinnere mich noch an die Einweihung in meinem ersten Jahr als Lokaljournalistin.

Auch zwei Kneippanlagen findet man bei einer kleinen Runde, die auf der einen Seite des Tals hinaus- und auf der anderen wieder hinunterführt. Sie werden von Quellen gespeist; davon gibt es dort viele.

An einer dieser Quellen befindet sich ein Werk zum „Quellendank im Odenwald“, das die Künstlerin Gesine Wegener geschaffen hat – eine sehr interessante und spirituell inspirierende Künstlerin, die ich vor Jahren persönlich kennenlernen durfte. Die Werke an den Quellen danken dem Element Wasser.

Hier in der Region erarbeitete Wegener unter anderem an der Martin-Luther-Schule in Rimbach zusammen mit Schüler:innen eine Stelenanlage, die an jene jüdischen Kinder erinnert, die durch Kindertransporte vor dem Tod während der NS-Zeit gerettet wurden.

In Gelnhausen steht das m.W. erste Mahnmal, das an die Hexenverbrennungen erinnert; es heißt „Die Rufende“ und wurde 1986 von Wegener geschaffen.

Zurück zum Gassbachtal. Auch der Wald dort ist schön. Es gibt dort noch relativ viele Nadelbäume und dementsprechend viele Pilze. Essbare waren zwar keine dabei, die uns auf dem Spaziergang gereizt hätten, aber man muss ja nicht alles ausreißen und auffressen.

An der Felsenquelle im Gassbachtal findet man eine Gedenktafel für Professor Gerhard Beisinger, den „Kenner, Freund, Beschützer der Landschaft unserer Heimat“.

Ich gestehe: Der Name sagte mir zunächst nichts, also habe ich einmal gegoogelt. Beisinger war wohl in der weiteren Region als Lehrer tätig, ab 1924 in Heppenheim, und dort auch als Naturschutzbeauftragter aktiv.

In Antiquariaten konnte ich mehrere Bücher von Beisinger über Naturschutz und Naturschutzgebiete im Kreis Bergstraße finden. Anderswo wird er als „Pionier des Naturschutzgedankens“ bezeichnet, und es wird erwähnt, dass er sich sehr für den Naturpark Bergstraße-Odenwald (den Vorläufer des heutigen UNESCO Geo-Naturparks) eingesetzt hat.
1963 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Wieder was gelernt!

Gerhard Beisinger

Man kann die Runde durchs Tal natürlich beliebig erweitern – zum Beispiel in Richtung Walpurgiskapelle, Hammelbach oder Weschnitzquelle, oder man stattet dem Café Bauer im Gassbachtal einen Besuch ab.

Gras-Ellenbach ist, wie ich schon einmal beim Thema Siegfriedquelle schrieb, ein Ort, der immer noch gerne von Tourist:innen besucht wird. Ich habe ein bisschen recherchiert und dabei festgestellt, dass der Ort allein im Juni 2025 fast doppelt so viele Übernachtungen wie Einwohner hatte.

Als Wander- und Ausflugsziel ist Gras-Ellenbach mit seinem leicht angestaubten Nibelungen-Charme und der prächtigen Natur auch für Tagesausflügler interessant. Und wer sich von Sahnetorten ernährt, muss nach meiner Recherche dort garantiert nicht hungern.

Wenn man das Gassbachtal entlangwandern will, muss man allerdings etwas Glück haben, um auf dem sehr kleinen Wanderparkplatz einen Stellplatz zu bekommen. Fast alle anderen Parkplätze gehören offiziell zu den umliegenden Hotels. Alternativ kann man etwa 200 Meter weiter an der Nibelungenhalle parken.

Mit dem Bus erreicht man den Ort aus Richtung Heppenheim mit der Linie 660, aus Richtung Weinheim mit der 681; beide Linien fahren stündlich, in den Stoßzeiten unter der Woche sogar halbstündlich.