Lesen, Wandern, Palavern

Advent ante portas

Die Monate November und Dezember bis zur Wintersonnenwende sind für mich immer merkwürdig antizyklisch. Eigentlich möchte ich mich zurückziehen, abends früh abschalten und wenig tun, außer viel schlafen, viel essen, lesen, Serien gucken und ein bisschen durch den Spätherbst spazieren.

Praktisch stehen im November und Dezember aber meist noch zwei Sitzungsrunden an, darunter eine mit Haushaltseinbringung. Weihnachtsmärkte sollen besucht werden, Jahresrückblicke geschrieben. Ich bin ja schon froh, dass sich meine Arbeit in den letzten Jahren derart umgestaltet hat, dass ich wenigstens nicht mehr auf diverse Weihnachtsfeiern gehen muss.

Ich habe es ja ohnehin nicht so mit Weihnachten. Ich mag durchaus die Beleuchtung, Lichterketten und Co., die ein bisschen Helligkeit in die dunklen, langen Nächte bringen. Aber bei poppigen Weihnachtsmelodien und überall dem Kitsch und dem Konsumdruck – da bin ich wieder raus. Dazu noch das Black-Friday/Black-Week-Geschrei, das mir sogar in meinem Retro-Sender HR1 entgegenschallt.

Ich bin eher der Typ Belznickel oder Perchten.

In den letzten zwei Wochen ist der November von romantisch-herbstlich zu Schmuddelwetter umgeschlagen. Ausnahme war letztes Wochenende, da hatten wir die kalt-frostige Spätherbstvariante, die ich noch ganz gerne mag, siehe Eisbilder. Ein Schneefan bin ich nicht, aber irgendwann ist mir Schnee dann doch lieber als das ständige Matschbraun. Wobei ja auch hier im Odenwald lange nicht mehr so viel Schnee fällt wie früher, auch nicht in den höheren Lagen.

Vor kurzem war ich bei einem heimatgeschichtlichen Vortrag, bei dem Bilder von den Wintersportaktivitäten in der Nähe aus den 40ern bis – sagen wir mal – 80ern gezeigt wurden: meterhohe Schneewälle entlang freigeschaufelter Wege, Bobbahnen, Sprungschanzen, Skilifte. Die letzten davon, die ich noch kannte, einer privat, einer von einem Skiclub betrieben, haben inzwischen den Betrieb eingestellt. Es fällt ja nur selten Schnee, und wenn, bleibt er noch seltener länger liegen. Auch ich erinnere mich an viel Schlittenfahren als Kind, an große Schneemänner.

In dieser grau-braunen Jahreszeit muss ich immer etwas aufpassen, dass mich die winterliche Verstimmung nicht zu sehr herunterzieht. Johanniskraut und seit letztem Jahr eine Tageslichtlampe helfen dabei. Außerdem nehme ich mir um den Jahreswechsel herum drei Wochen frei. Irgendwelche Vorteile muss es ja haben, Freiberuflerin zu sein – und ich brauche einfach eine regenerative Phase zwischen den Jahren.

2 Kommentare

  1. Angela

    Bei dem Regenerieren bin ich komplett mit an Bord. Zu meinem Glück gibt es ja die Weihnachtsferien und in denen stehe ich nicht zur Verfügung. In den ersten Januartagen ist sowieso Hurkle Durkle angesagt.

    Wie doll hier der Schnee zurück gegangen ist, kann ich nicht sagen, habe ja als Kind anderswo gelebt. Im Grunde bin ich persönlich froh, wenn die rutschige Zeit sich in Grenzen hält, die Klimaerhitzung dahinter macht mir allerdings ziemlich Sorgen.

    Dieser Konsumdruck ist für mich komplett unfassbar. Heute morgen habe ich an einer NDR-Umfrage teilgenommen, da war das auch Thema. Dass so viele sich davon verpflichtet fühlen, mehr zu kaufen als sie brauchen und vor allem mehr als sie eigentlich finanzieren können, das ist schon wild. Für mich ist Weihnachten eher Einmummeln und Ruhe haben. Oder bisschen Kitschmusik hören 😀

    • Katja

      Ich habe ja schon ernsthafte Probleme, das zu kaufen, was ich brauche, weil mich die Kauferei jenseits von Lebesnmitteln und CO. eher nervt. Muss es von allem 10.000 Sorten und Varianten geben? Mich überfordert das immerzu :-). Und dazu kommt ja noch, dass die Qualität von so ziemlich allem meiner Meinung nach stark nachgelassen hat. Selbst Markenwanderschuhe habe ich heutzutage schnell durchgelaufen, während ich vor 20 Jahren die vom Aldi noch mehrere Jahre getragen habe. Hatte mir jetzt welche von der Marke mit den drei Streifen bestellt, und die gingen auch zurück, weil sie sich anfühlten wie 15-Euro-Discounterware.
      Schuhe kaufen, das Schlimmste überhaupt.

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