Lesen, Wandern, Palavern

Kategorie: Sehenswert

Im lichten Klingen

Eines der ersten heimatkundlichen Themen, das mich interessierte, waren Odenwälder Sagen und Mythen sowie die Orte, um die es dabei geht. Das Interesse begann schon in der Kindheit, konkreter wurde es dann in meinen Zwanzigern, also vor einem halben Leben.

Ein Ort, der sagenhaft und, wie ich finde, auch sagenhaft schön ist, ist der Lichtenklinger Hof.

Er ist am besten von den Wanderparkplätzen Hardberg (Wald-Michelbach, Ortsteil Siedelsbrunn, beim Kloster Buddhas Weg) oder dem Parkplatz Lichtenklingen (im nördlichen Eiterbachtal) erreichbar. Tafeln informieren dort über die Wanderwege, die zu der Kapellenruine führen.
Der Wald dort ist schön, die Gegend als Ausflugsziel beliebt. Doch an Werktagen kann man trotzdem oft lange alleine unterwegs sein. Es gibt diverse Rundwanderwege, die man wählen kann.

Das Forsthaus

Der Lichtenklinger Hof hat drei Elemente: ein altes Forsthaus, das nicht mehr genutzt wird, eine Quelle, die als heilkräftig gilt, sowie die verfallene Kapellenruine „Sankt Maria im Lichtenklingen“.
Das Gelände wird bis heute genutzt: Immer um Mariä Himmelfahrt herum gibt es (seit 1980 wieder) eine Prozession dorthin mit Kräuterweihe. Besondere Kräutersträuße, hier auch Kräuterbuschen oder Würzbüschel genannt (mit diversen Variationen der Schreibweise), spielen im Brauchtum immer noch eine Rolle. Aber dazu ein andermal mehr.
Außerdem ist die Kapelle, weniger auch die Quelle, sichtbar Anlaufpunkt für Anbetung. Das erkennt man an dem bunten Sortiment von Dingen, die vor allem in der Kapelle abgelegt werden: Marienfiguren und -bilder, Kruzifixe, Kerzen, aber auch Blumen oder Opfergaben, die auf eine eher nicht-christliche Form der Anbetung schließen lasse

Die Kapelle wurde zum ersten Mal 1387 urkundlich erwähnt. In der Reformationszeit wurden die Gottesdienste eingestellt; das Kirchlein wurde 1563 vom calvinistischen Kurfürsten Friedrich III. zum Abbruch freigegeben. Um 1800 wurde eine der beiden Quellen in einem Brunnen gefasst, der bis heute Wasser liefert. Im 19. Jahrhundert ging das Gelände in staatlichen Besitz über; das Hofgut wurde zum Abbruch verkauft. Bis 1901 wurde noch das dortige Forsthaus genutzt.
Um den Verfall aufzuhalten, wurde die Kapelle ab 1910 restauriert.
Die Quelle und die Kapellenruine haben die Fantasie der Überwälder angeregt. So heißt es, dass die Quelle heilkräftig sei und schon zu vorchristlicher Zeit als heilig verehrt wurde. Zur tatsächlichen Heilwirkung ist zu sagen, dass das Wasser bei einer Untersuchung in den 1950er-Jahren erhöhte Magnesiumwerte aufwies, was medizinisch durchaus sinnvoll sein kann. Auf jeden Fall schmeckt das kalte Wasser vorzüglich; ich nehme immer gern einen Schluck dort.


Mit dem „uralten heidnischen Brauchtum“ ist es wie oft so eine Sache. Belegt wird das unter anderem mit dem Brunnenstock und seinen Symbolen: Blütenblätter, Rosetten und Pinienzapfen. Doch dieser Brunnenstock stammt nach meinen Informationen von etwa 1800. Da war das germanische Heidentum sogar im Überwald schon deutlich auf dem Rückzug, behaupte ich mal
Sagenhaft ist auch die Kapelle: So heißt es, nachdem sie in der Reformationszeit dem Verfall überlassen worden war, hätten einige Männer aus Unter-Abtsteinach die Marienfigur mit dem Jesuskind mit sich genommen, um sie in Sicherheit zu bringen. Doch auf geheimnisvolle Weise kehrte sie drei Mal in die alte Kapelle zurück. Erst der vierte Versuch, sie umzusiedeln, gelang. Es soll sich dabei um jene Figur handeln, die heute in der Unter-Abtsteinacher Kapelle steht.
Außerdem weiß die Sage von einer geheimnisvollen weißen Frau und von einem verborgenen Schatz zu berichten.

Wenn man vom Lichtenklinger Hof Richtung Siedelsbrunn läuft, kommt man noch an der schönen Liebfrauenbuche vorbei. Wie die zu ihrem Namen kam, der auf Maria hindeutet, weiß ich aber nicht.

Mehr Informationen vor allem zur Geschichte des Ortes findet man unter anderem in der Abtsteinacher 1000-Jahr-Chronik, die der Heimatforscher Dr. Peter W. Sattler herausgegeben hat.

Ein Auwald (fast) in der Stadt

Von einer Woche im Jahr abgesehen, die wir meist am Meer oder in den Bergen verbringen, sowie dem einen oder anderen langen Wochenende mit Freunden machen wir relativ häufig Heimaturlaub.

So haben wir natürlich auch schon die meisten Sehenswürdigkeiten und lohnenden Wanderwege in der Umgebung besucht. Doch letzte Woche betraten wir Neuland – ein Wald- und Naturschutzgebiet am Rande, ja fast mitten in einer Großstadt: die Reißinsel und der Waldpark in Mannheim.

Die Reißinsel ist nach Carl Reiß benannt, der sie 1881 zur Tongewinnung kaufte. Doch wegen ihrer landschaftlichen Schönheit ließ er sie unangetastet. Er zahlte seinen damaligen Geschäftspartner aus und behielt das Gelände. Nach seinem Tod im Jahr 1914 ging die Reißinsel mit der Auflage an die Stadt Mannheim über, sie möglichst unberührt zu lassen.

Der Rhein an der Reißinsel gehört zu den wenigen Abschnitten des Flusses in der Region, die im 19. Jahrhundert nicht durch Johann Gottfried Tulla und seine Nachfolger begradigt wurden.

Geizliesl Katja freute mal wieder – an unserem Startpunkt am Stephanienufer konnte man kostenlos und zeitlich unbegrenzt parken.

Da wir rund 11 Kilometer liefen und einige kleine Schlenker und Pausen einlegten, waren wir mehrere Stunden unterwegs. Wir umrundeten das Gewässer „Bellenkrappen“ bis zur Spitze der Reißinsel, dann folgten wir den Wanderwegen zunächst am Rhein zurück zum Eingang in das Naturschutzgebiet. Wir machten einem kurzen Abstecher auf den kiesigen Rheinstrand.

Selbstverständlich blieben wir, wie es im Naturschutzgebiet geboten ist, ansonsten auf den Wegen. Menschen begegneten wir – abgesehen von zwei jungen Frauen – im Naturschutzgebiet keinen. Die Mischung aus Waldeinsamkeit und Rheinidylle und dann doch wieder einer Wolke aus Asphaltgeruch und Lärm, die vom Industriegebiet gegenüber herüberwehten, war interessant.

Ein paar Impressionen:

Der Rhein – mal idyllisch, mal Industrie und Hafen

Ein Rhein-Hühnergott! Tatsächlich fand ich drei auf einem Fleck.
Na, könnt ihr euch auf diese Uhr in Ludwigshafen einen Reim machen?
Am Bellenkrappen

Ein Aussichtstürmchen, das man nicht erklimmen konnte, aber mit süßem Graffiti

Wo der Hagen den Siegfried meuchelte

Do geht es long!

Eines muss man den Odenwäldern vom Schlage der Überwälder, genauer: der Grasellenbacher und Gras-Ellenbacher (das eine bezeichnet die Gesamtgemeinde, das andere den Ortsteil) ja lassen: Sie haben eine gewisse Chuzpe. Das dachte ich zumindest, als wir heute zum Wandern den sagenumwobenen Ort Gras-Ellenbach anstrebten. Dort „hagend“ und „kriemhildet“ es sehr viel vor sich hin rund um die Nibelungenhalle, die den ganzen Charme ihres Baujahres 1973 versprüht (nichts gegen den Jahrgang! Ich denke manchmal, ob mein Charme inzwischen auch so ein bisschen eosin-orange daherkommt?).

Die Nibelungenhalle

Hintergrund des Nibelungen-Hypes, der hier schon gute alte Tradition hat, ist der Siegfriedbrunnen, der sich auf der Gemarkung Grasellenbachs befindet. Ihr wisst schon, die Quelle, wo Hagen dem edlen Recken den Speer just an jene Stelle des sonst dank Drachenblut unverwundbaren Körpers bohrte, wo zuvor dessen Geliebte Kriemhild ein Kreuzchen in seine Gewandung stichelte. (Findet ihr das auch so merkwürdig, also psychologisch gesehen? Aber von solchen Momenten hat die Nibelungensage ja einige.)

Wie auch immer: Sehr viele Wegweiser deuten die Hügel hinauf zu eben jenem Ort, der inzwischen mit einem Sandsteinkreuz versehen ist. Auf dem Weg dorthin findet man viele Infoschilder mit Details der Nibelungensage. Die Quelle tröpfelt eher ein bisschen vor sich hin, als kräftig zu fließen. Aber gut: Was da fließt, ist ja auch seit 1952 kein Quell-, sondern Gras-Ellenbacher Leitungswasser; ein Notbehelf, nachdem die Quelle versiegte. So schrieb zumindest der mittlerweile verstorbene Heimatforscher Peter W. Sattler in den „Geschichtsblättern Kreis Bergstraße“ (Bd. 33, 2000).

Der berühmte Siegfriedbrunnen

Entdeckt, dass an just jenem Ort der Hagen den Siegfried erschlug, hat übrigens – laut Sattler – schon 1845 der geheime Hofrat Dr. Knapp. Auch Joseph Victor von Scheffel ließ sich überzeugen, dass die berühmte Quelle genau da sein musste. Eindeutig!

Natürlich mögen kritische Geister nun den Finger heben und zum einen anmerken, dass es noch ein paar andere „echte“ Siegfriedbrunnen im Odenwald gibt. Und dass das Nibelungenlied nun mal eine Sage, ein Märchen ist (wenn auch mit ein paar echten historischen Figuren wie Attila) und es daher auch keine echten Schauplätze für die Geschehnisse geben muss, ja kann.

Ach was. Das kümmert die Grasellenbacher und Gras-Ellenbacher nicht und Wanderer ebenso wenig. Denn es ist ein schöner Rastplatz im Wald, und auch sonst kann man dort eine schöne Runde drehen: mit alten Grenzsteinen, sehr vielen Blau- und Himbeerbüschen, Wasserbüffeln und einem Stück Waldmoor, durch das ein hübscher kleiner Pfad führt (dass man den wegen der Witterung aktuell nicht betreten soll, lasen wir erst am Ende).

Noch ein Nachtrag zur Grasellenbacher und Gras-Ellenbacher Chuzpe: Die ist heute noch aktiv. So war es nicht zuletzt einem prominenten Grasellenbacher aus Hammelbach zu verdanken, dass die Gemeinde – nebst den Nachbarkommunen Wald-Michelbach und Rimbach – ein paar ansehnliche Fördermittel für einen Aussichtsturm, zwei begehbare Steinbrücken, einen Spielplatz und einen Radweg aus dem Topf „Nationale Projekte des Städtebaus“ erhielt. Ein Radweg zwischen zwei Dörfern und ein Spielplatz in einem Ortsteil mit 68 Einwohnern als national bedeutsamer Städtebau? Da schmunzelt sogar der düstere Hagen. Aber der Trommturm macht wirklich was her!

Der Trommturm

Ostseeurlaub

Hohenfelder Strand

Wir waren am Meer – genauer gesagt an der Ostsee in Ostholstein, kurz vor Fehmarn. Ich liebe die Ostsee sehr, auch wenn ich sie bis ins Erwachsenenalter nur zweimal gesehen hatte. Seitdem haben der beste Ehemann von allen und ich immer wieder dort Urlaub gemacht und nach und nach den deutschen Teil der Küste umrundet: Usedom, Rügen, Bad Doberan, der Klützer Winkel, Lübeck, Neustadt in Holstein und jetzt Heiligenhafen.

Dieses Mal war – ein bisschen schade, klar – nur ein Tag wirklich (nackt-)badetaugliches Wetter. Sonst gab es viel Wind und eher kühle Temperaturen, wenn auch Sonne.
Dabei schwimme ich sehr gerne im Meer. Aber mir (und meiner derzeit etwas angekratzten Psyche – immer noch und wieder die Wechseljahre? Keine Ahnung. Es nervt.) haben die endlosen Spaziergänge an oft menschenleeren Stränden mit malerischen Steilküsten sehr gutgetan. Wir hatten Hochwasser und viel Wind, also sogar ein paar enthusiastischere Wellen. Ich war erstaunt, wie viele ruhige Strandabschnitte es nur wenige Kilometer entfernt von stark besuchten Touristenzentren gab. Und überrascht haben mich auch die vielen kostenfreien Parkplätze dort. Das hat die kleine Geizliesel in mir gefreut.

Heiligenhafen fand ich insgesamt recht nett. Natürlich touristisch, aber doch ein Städtchen mit Geschichte – als Handelsplatz, Hafen und Ort des Segelschiffbaus. Die Stadt verändert sich ständig, nicht nur durch den Tourismus, für den z. B. Parkplätze einer Strandpromenade weichen mussten (sicher eine gute Entscheidung). Die vorgelagerten (Halb-)Inseln Steinwarder und Graswarder verändern alle paar Jahre ihr Aussehen und waren bis vor einigen Jahrzehnten noch getrennt. Der Ort war angenehm ruhig, eher Rentner als Partyvolk. Wir haben an einer der Hauptstraßen gewohnt und hatten trotzdem Ruhe.

Neben den langen Strandspaziergängen war das Wallmuseum in Oldenburg ein Höhepunkt für mich. Dort kann man viel über die slawische Vergangenheit Wagriens (Ostholsteins) erfahren – Dinge, die ich ehrlich gesagt vorher gar nicht auf dem Schirm hatte.

Das Museum bietet neben einer Ausstellung auch ein Museumsdorf, manchmal auch Aktionen zum Mitmachen oder Slawenfeste.

Einen der slawischen Kämpfer habe ich mir nach Hause genommen.

Nur die überall präsenten Runen haben mich ein wenig irritiert – Slawen und Runen?

Auch der Ort Oldenburg selbst ist nett, ebenso das kleine Städtchen Lütjenburg. Auffällig fand ich, dass man dort überall die hier sonst so verbreiteten rechten Aufkleber kaum im Straßenbild sah. Dafür war Heiligenhafen recht flächendeckend mit Antifa-Aufklebern versehen, und in Lütjenburg gab es sogar eine „Toilette für alle“ – also genderneutral. So weit sind wir hier im Odenwald noch nicht.

Spaß gemacht hat mir auch die NABU-Führung auf dem Graswarder in Heiligenhafen. Zusammen mit einem engagierten NABU-Mitglied und drei weiteren Teilnehmenden durften wir in ein für Besucher gesperrtes Vogelschutzgebiet und mit dem Fernglas nach Seevögeln wie dem Austernfischer Ausschau halten. Große Freude herrschte, als wir direkt hinter einem Schutzzaun eine Möwe mit frisch geschlüpftem Küken beobachten und fotografieren konnten. Führungen von Menschen, denen man die Begeisterung für ihr Hobby oder Spezialgebiet anmerkt, bereiten mir immer große Freude.

Interessant waren auch die Langbettgräber, eine steinzeitliche Begräbnisform.

Sehr schön fand ich auch die Strände auf Fehmarn – besonders bei Katharinenhof in südlicher Richtung. Mit dem Städtchen Burg konnte ich dagegen nicht so viel anfangen. Wir waren an einem Nachmittag nach langen Strandspaziergängen dort, und eine gelangweilte Touristenmasse schob sich die Straßen rauf und runter auf der Suche nach etwas Essbarem – so wie wir auch. Vielleicht müsste man zu einer anderen Tageszeit dorthin.

Fachwerkhaus in Lütjenburg

Englischer Garten Eulbach

Das Wetter hat umgeschlagen – Regen und Migräne machen mich genügsam, sodass ich momentan nur in der näheren Umgebung meine Runden drehe. Die Tage davor waren wir noch mehr unterwegs, unter anderem zum Auerbacher Schloss – von Hochstädten hinaufgewandert – und im Englischen Garten Eulbach bei Erbach. Kaum zu glauben, aber wahr: Wir waren tatsächlich vorher noch nie dort. (Ich denke manchmal ja, mittlerweile haben wir uns wirklich alles im Umkreis von 50–100 km angeschaut.)

Die Holzkirche im Englischen Garten Eulbach

Den Garten fand ich ganz nett. Er wird als ältester archäologischer Park Deutschlands bezeichnet – wobei man zur Zeit seiner Gründung, vor über 200 Jahren, noch etwas freihändiger mit Archäologie umging. Aber dazu gleich mehr.
Wie ich von Wikipedia erfahren habe, heißt der Park nach dem Dorf Eulbach, das im Dreißigjährigen Krieg wüst gefallen ist – sprich: ausgestorben und aufgegeben wurde. Solche Wüstungen gibt es im Odenwald an mehreren Orten. Meist wurden die Dörfer aber später, oft im 18. oder 19. Jahrhundert, verlassen, weil die Bewohner auswanderten.

Franz I zu Erbach-Erbach haben schon viele an die Nase gefasst.

In Eulbach ließen die damals herrschenden Erbacher Grafen (genauer: die von Erbach-Erbach – das Geschlecht hatte drei Linien) um 1770 ein Jagdhaus errichten. Franz I. zu Erbach-Erbach ließ es später zum kleinen Schlösschen ausbauen und den Park anlegen. Der Gartenarchitekt war Friedrich Ludwig Sckell, der unter anderem den Englischen Garten in München konzipierte und Chefgärtner des Schlossgartens Schwetzingen war.

Das Jagdschloss

Dabei wurden alle möglichen historischen Dinge integriert: Reste römischer Limesanlagen, Grenzsteine und Teile mittelalterlicher Gemäuer, die zu einer (inzwischen recht windschiefen) kleinen Fantasieburgruine zusammengesetzt wurden. Aus Teilen römischer Mauern wurde sogar ein (fantasievoller) Obelisk gefertigt.

Der Obelisk

Man kann dort auch diverse Abbildungen des Grafengeschlechts sehen. Schilder mit QR-Codes bieten einige Infos an.

Die Fantasieburg

Die kleine Holzkirche war bei unserem Besuch leider nicht zu betreten. Es gibt einen Teich mit Seerosen und diverse Wildgehege mit Hirschen, Wildschweinen und Wisenten. Irgendwo sollten auch Mufflons sein – die haben wir allerdings nicht entdeckt.

Nein, ich hatte kein Futter gekauft, sorry.

Klar, lange ist man in dem kleinen Park nicht unterwegs, aber ich fand ihn durchaus sehenswert und seine 6 Euro Eintritt wert. Für Familien mit Kindern ist der Spielplatz sicher interessant.

Danach waren wir noch ein bisschen in Erbach unterwegs. Dabei haben wir festgestellt, dass wir bei früheren Besuchen wohl meist ziemlich zielstrebig den historischen Stadtkern am Schloss übergangen und stattdessen in der eher austauschbaren Fußgängerzone gelandet sind. Die kleinen Gassen mit den alten Häusern sind wirklich sehr pittoresk.

Von den pittoresken Gassen kein Bild, aber vom Lustgarten.

Hier sind wir mit dem Nees-Haus schon wieder der Familie Nees begegnet (siehe Eintrag davor mit der Nees-Säule und dem Bezug zum Nees-Stein).

Einen Gruß entsandte ich an Odin/Wotan auf seinem achtbeinigen Ross – er gehört zu einer Reihe ähnlicher Skulpturen mit Bezug zur Nibelungensage hier im Odenwald.

Sleipnir, nur echt mit den acht Beinen.

Urlaub im Odenwald und drumherum

Ich und der beste Ehemann von allen haben gerade die Osterferien frei. Das Wetter (viel zu warm, viel zu trocken – ja, das ist mir bewusst) lädt ja gerade sehr zu Ausflügen ein. Klar, es ist auch schön, mal in den Urlaub zu fahren, aber ehrlich gesagt kann ich mich hier auch prima wochenlang damit vergnügen, diverse Ausflüge in die nähere und weitere Region zu machen.

Wir wohnen hier – Vorsicht, abgedroschener Tourismuswerbespruch – da, wo andere Urlaub machen. Wir haben hier im vorderen Odenwald und drumherum Städte (wobei es mich in die großen wie Mannheim eher selten zieht, außer ich will ins Museum), Dörfchen, Burgruinen en masse, Wälder, Weinberge, Flüsse und Seen in der Rheinebene, viele spannende Felsformationen, und überhaupt ist es hier wunderschön, wenn – wie zurzeit (zu früh, ja, ich weiß) – die Streuobstwiesen blühen. Apfel und Birne vor allem, nachdem zuvor die blühenden Mirabellen und Wildkirschen die Waldränder gesäumt haben.

Kennt ihr das Kinderbuch Die Brüder Löwenherz?

Und dann ist es natürlich auch schön, ein bisschen Zeit zu haben, um Menschen zu treffen, mit denen es sonst schwierig ist, auf einen terminlichen Nenner zu kommen.

Was wir in der letzten Woche unter anderem angesteuert haben:

Der Dachsbuckel und der Kunstweg bei Abtsteinach und das Bachbett des jungen Mörlenbachs bei Kreidach


Die Walpurgiskapelle bei Weschnitz

Das Eiterbacher Tal bei Siedelsbrunn

Weinheim (mein Lieblingsstädtchen, wo wir auch mal sieben Jahre oder so gewohnt haben)

Die Ketscher Rheininsel

Von Buchklingen zu Wachenburg (Wanderung)

Buchklingen ist ein kleiner Ortsteil von Birkenau, der hoch in den Odenwaldhügeln liegt und von dem man einen schönen Blick Richtung Bergstraße hat. Der Name deutet schon darauf hin, dass es eine waldreiche Gegend ist, in der Buchen vorherrschen.

Es gibt dort aber auch viele Wiesen, auf denen unter anderem Büffel grasen. Bei unserem Spaziergang haben sie sich in Wanderwegnähe leider nicht blicken lassen. Die Tiere gehören zu einem Restaurantbetrieb in Löhrbach, der sie als Bisonburger & Co. auch auf der Speisekarte hat.

Ich mag schon lange eine kleine Madonna, die dort am Wegrand in ihrem Schrein steht. Früher war diese Nische sehr düster und voller Spinnweben, heute ist sie sauber. Beeindruckend ist auch die schöne große Eiche, die daneben steht.

Wir machten bei der Wanderung einen kleinen Schlenker weg vom Höhenweg, der mit dem grünen Andreaskreuz bzw. Quadrat bezeichnet wird, auf den Burgensteig, den eine blaue Burg kennzeichnet. Das war ein ziemlich steiler Aufstieg auf den Wachenberg.

Der Weg führt – ebenso wie der Höhenweg – zur Wachenburg. Die mittelalterliche Anmutung dieser Burg ist sozusagen „fake“. Sie wurde erst 1928 fertiggestellt und dient als Treffpunkt und Erinnerungsstätte studentischer schlagender Verbindungen. Jedes Jahr am Freitag nach Christi Himmelfahrt kommen die Studenten und „Alten Herren“ nach Weinheim – ein Tag, an dem ich, als wir noch in Weinheim wohnten, die Innenstadt mied. Diese Mischung aus männlicher Bierseligkeit und Fackelmärschen sagte mir einfach nicht zu.

Auf dem Rückweg machten wir einen Schlenker vorbei an einem besonderen Grenzstein, einem sogenannten „Dreimärker“, da er eine Stelle markiert, an der drei Gemarkungen zusammenstoßen. Auf dem Stein kann man auf einer Seite „GB“ lesen, das bedeutet „Großherzogtum Baden“. Außerdem ist eine Weinleiter darauf zu sehen, die die Stadt Weinheim symbolisiert. Das „H“ – auch als Maueranker gedeutet – steht auf den Grenzsteinen der Region für die Gemeinde Birkenau. Auf der dritten Seite ist „GH“ zu lesen – für das Großherzogtum Hessen. Auch heute markiert der Stein noch die Grenze zwischen Birkenau/Hessen, Gorxheimertal/Hessen und Weinheim/Baden-Württemberg. Wie oft bei solchen Dreimärkern wirkt auch dieser Stein etwas angenagt – das kann an Schäden durch Fuhrwerke und Forstarbeiten liegen. Allerdings wurde früher oft auch absichtlich etwas von solchen Steinen abgeklopft, da man ihnen im dörflichen Aberglauben allerlei heilende Kräfte zuschrieb.

Die Wanderung wurde im Nachhinein überschattet davon, dass plötzlich das Handy des besten Ehemanns von allen losheulte und eine Katastrophenwarnung absetzte: Die Polizei habe Mannheims Innenstadt gesperrt. Wir wunderten uns – ich dachte an so etwas wie einen Banküberfall. Was wirklich los war, sahen wir dann erst zu Hause.

Tierköpfe bei Weinheim (Wandern)

Eine meiner großen Leidenschaften ist das Wandern. Oder, weil sich das nach sportlichen 30-km-Märschen anhört, das Spazierengehen. Heute war ich mit dem besten Ehemann von allen unterwegs.

Wir sind seit längerer Zeit mal wieder im Bereich des Weinheimer Hirschkopfes und Saukopfes herumgelaufen. Dabei haben wir eine abgekürzte Variante des dortigen Wanderwegs 2 gewählt, der am Wanderparkplatz am Ende des Weilers Nächstenbach beginnt.

Bei der Wanderung über Saukopf und Hirschkopf gibt es einiges zu sehen. So stößt man auf dem dortigen Höhenweg auf diesen merkwürdigen Turm – der keiner ist. Es handelt sich um einen Abluftschacht des Saukopftunnels, der seit 1999 den Weg ins Weschnitztal abkürzt – und die Staus ein paar Kilometer weiter verlagert. Aktuell baut man eine Ortsumgehung um Mörlenbach.

Wenn man „nach dem Thurm“ gehen will, ist aber der Hirschkopfturm gemeint.

Vor dem kleinen, steilen Aufstieg zum Hirschkopf sind wir noch über den Saukopf gewandert und haben von der Hütte „Schauinsland“ den Blick über meine kleine Welt genossen – das Weschnitztal.

Zwischendurch kommt man auch am Hölzerlipsstein vorbei. Der Grund für die seltsamen Ausbuchtungen in dem Stein erklärt folgende Sage: Eine Mutter schickte ihre Tochter aus, um der Tante Brot und Wein zu bringen. Die Tochter musste durch den Wald, und Hölzerlips, der Räuber, trat ihr entgegen. Er erschlug das Kind. Nach vielen Stunden suchte die Mutter ihre Tochter und fand sie erschlagen am Wegesrand. Ihre Tränen erweichten die Steine, und noch heute kann man die Abdrücke der Weinflasche und des Brotes im Stein sehen…
Den Räuber Hölzerlips und seine Bande gab es wirklich, aber darüber erzähle ich ein andermal mehr.

Jetzt aber endlich: der Hirschkopfturm.

Sehr viele Stufen sind es nicht hinauf, aber sie sind eng und schmal.


Auch oben hat man nicht viel Platz, aber der Ausblick in den Odenwald oder ins Rheintal (siehe Bild) ist toll.

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