Ein wirklich schönes Wandergebiet ist die Gegend zwischen Oberschönmattenwag („Schimmeldewoog“) und Raubach. Kommt man mit dem Auto, parkt man am besten auf dem Parkplatz „Waldlehrpfad“.

Der Waldlehrpfad ist etwas Besonderes: Er soll der erste in Deutschland gewesen sein. Angelegt hat ihn der Lehrer Ruprecht Bayer 1957.
Ich mag die etwas anachronistisch wirkenden Schilder – etwa jene, die bildhaft vor Rauchen im Wald warnen, oder andere, die mit einem Gedicht darauf hinweisen, dass Sorgen im Wald keinen langen Bestand haben (*Text siehe ganz unten). Letzteres kann ich voll und ganz unterschreiben.



Bayer hat übrigens – wie ich in diesem Wikipedia-Eintrag über den Ort im Dialekt gelesen habe – auch die Hymne von Schönmattenwag geschrieben: „Schimmeldewog, wie leigscht du schäi“.
Neben dem Waldlehrpfad gibt es dort noch verschiedene andere markierte Wege. Man kann aber auch einfach auf der einen Seite des Dürr-Ellnbacher Bachs hinauf- und auf der anderen Seite hinunterlaufen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Bach trockenen Fußes zu queren.

Es ist eine schöne, ruhige Ecke dort, auch bei herbstlichem Ausflugswetter nicht überlaufen. Wir haben viele Pilze gesehen, allerdings nur wenige essbare, die noch gut waren. Ich bin dort aber auch schon mit vollen Körben nach Hause gegangen. Hübsch waren die nicht sammelnswerten Pilze aber allemal.



Ganz am Ende des Tals steht das alte Forsthaus, zu dem wir heute nicht hingelaufen sind. Angeblich soll es Anfang des 20. Jahrhunderts mit vier Einwohnern das kleinste Dorf Deutschlands gewesen sein. Früher war es größer; die erste Erwähnung findet sich laut Wikipedia schon 1437. Anfang des 19. Jahrhunderts sollen dort 42 Menschen gewohnt haben. Doch wie auch in anderen armen Odenwalddörfern, die heute nicht mehr existieren, setzte dort Mitte des 19. Jahrhunderts eine große Auswanderungsbewegung nach Amerika ein. Nur ein Hof blieb übrig, der später zum Forsthaus wurde. Von den anderen Gebäuden ist heute nichts mehr zu sehen.

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Wie es den Sorgen im Walde ergeht
Einst wollt ich hinaus in den grünen Wald,
da zogen die Sorgen mit.
Vergebens gebot ich wohl zehnmal Halt,
sie folgten mir Schritt für Schritt.
Doch als wir kamen wohl in den Busch,
begann ein Flüstern sogleich –
die Vögel riefen: „Ihr Sorgen, husch,
hinaus aus dem grünen Bereich!“
Das Gras erhob sich und hielt sie auf,
ein Windstoß hauchte sie fort,
die Bäume rauschten und schlugen drauf,
sie flohen von Ort zu Ort…
Und rannten und stießen die Köpfe sich ein
am Felsen, riesig und rauh,
verschmolzen im lachenden Sonnenschein,
ertranken im duftigen Tau.
„Da habt ihr’s!“ rief ich, von ihrer Not
befreit, in die Lüfte hinaus –
„da seht ihr, was euch im Walde droht,
ein andernmal bleibt ihr zu Haus!“
Hier beobachte ich immer mehr Infotafeln in der Umgebung. Solche Lehrpfade finde ich toll, erstens lerne ich gerne neue Dinge dazu und außerdem schafft das nochmal eine tiefere Verbindung zwischen mir und der Landschaft. Auch wenn das Wetter hier pieselig ist, werde ich nachher mal rausgehen, meine paar sorgen und Nöte lüften. Hilft ja sicher auch prophylaktisch 🙂
Liebe Grüße
Angela