Wer weiß, vielleicht bin ich dem Autor dieses Buches schon mal irgendwo in den Altstadtgassen Heidelbergs begegnet. Denn er ist nur zwei Jahre älter als ich und verbrachte Kindheit und Jugend in Dossenheim, besuchte dann ein Gymnasium in Heidelberg – und dort war ich als jugendliche Nachtschwärmerin und später als Studentin natürlich auch unterwegs.

In seinen Lebenserinnerungen geht es zum einen um seine Herkunft. Sein Vater stammte aus Nigeria, kehrte auch früh dorthin zurück, sodass Mangold bei seiner Mutter aufwuchs, einer Kinder- und Jugendtherapeutin. Er erlebte seine frühen Jahre in einer zwar nicht allzu wohlhabenden, aber bildungsbürgerlichen und toleranten Umgebung. Mit seiner Hautfarbe in negativer Weise massiv konfrontiert worden sei er so auch erst 2014, als er in seiner Rolle als Literaturkritiker ein Buch von Akif Pirinçci verriss und daraufhin von dessen Fans rassistisch beleidigt wurde.

So ist das Thema Hautfarbe und Fremdsein auch die meiste Zeit eher untergründig in dem Buch; als Außenseiter fühlte sich Mangold als Junge eher, weil er Thomas Mann las und Klassik hörte, nicht wegen der dunkleren Haut.

Es geht im Buch viel um typische Kinder- und Jugenderinnerungen aus den 70ern bis 90ern, aber auch um die Suche nach (und das Fremdeln mit) der afrikanischen Verwandtschaft als junger Mann. Schön beschrieben fand ich den Umstand, wie wir Vergangenes erinnern – dass gerade die typischen Anekdoten so oft erinnert und erzählt wurden, dass die wahre Geschichte dahinter verblasst und schwer greifbar wird.

Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen. Was es mit dem „deutschen Krokodil“ auf sich hat, findet man als Leser übrigens auch heraus.