Lesen, Wandern, Palavern

Kategorie: O Du Wald – Odenwald (Seite 1 von 3)

Novemberbunt

Der November hat ja einen eher schlechten Ruf und die in diesem Monat Geborenen ebenso. Grau sei der November, höre ich immer wieder, depressionsfördernd, und die, die zu der Zeit geboren sind, seien hart, ja, böse. Skorpione eben.

Ich möchte jetzt aber mal eine Lanze für den November brechen. Ja, natürlich gibt es das berühmte Novembergrau, vor allem gegen Ende des Monats. Ich finde allerdings den Dezember viel, viel schlimmer. Da gibt es zwar netterweise Lichterketten (die mag ich sehr im Winter, hänge sie schon im November auf und finde es immer schade, wenn sie in der Öffentlichkeit im Januar abgebaut werden), aber der Dezember hat auch diese massive und schrille Vorweihnachtsbekitschung, die mir als Gefühlsduselei-Allergikerin und Nichtchristin so gar nicht liegt.

Der November dagegen hat – zumindest in der ersten Monatshälfte – so viele Farben! Da ist der gelb-grün-blau-rosa Himmel am Morgen und am Nachmittag. Da ist das letzte gelbe Laub an den Bäumen. Da ist das farbenfrohe Essen: rote Kürbisse, lila Rotkraut, orangene Möhren! Und da sind oft noch erstaunlich viele Blumen.

Gestern bin ich bei einem Gang durch meinen Heimatort zufällig auf eine sehr bunte Truppe gestoßen, die gerade den Bürgermeister abführte. Genau, es war am 11.11. um 11:11 Uhr, Beginn der Fastnachtssaison. Fastnacht ist zwar noch weniger mein Ding als Weihnachten, aber bunt ist sie doch unbestreitbar, oder?

Am meisten Freude hatte ich aber gestern an einem kleinen bunten Kleinod hier: einem Rosen- und Kräutergarten. An dem läuft man schnell vorbei am Bürgerhaus, aber es ist wirklich eine schöne kleine Anlage – und auch dort habe ich gestaunt, wie viele Rosen und andere Blumen zurzeit noch blühen. Siehe die Bilder hier…

Ja, man muss im November manchmal ein bisschen genauer hinsehen, um Farben zu finden. Aber gerade weil ich weiß, dass es sie in ein oder zwei, vielleicht drei Wochen nicht mehr geben wird, dass der Herbst dann endgültig vorbei ist und der Winter einsetzt, versuche ich, so viel davon aufzunehmen wie möglich.

Everything is beautiful

Triggerwarnung: Tod

Wald bei Zotzenbach

Ich liebe ja den Herbst generell, aber Ende Oktober, Anfang November ist für mich noch einmal eine besondere Zeit. Ob man nun Halloween feiert oder Allerheiligen oder Samhain oder irgend ein anderes Der-Winter-naht-Fest – es ist eine Zeit, in der die Welt der Toten und der Lebenden ein wenig enger rücken, zumindest, wenn man sich darauf einlassen will.

Ich könnte jetzt so viel dazu schreiben, aber ich merke, dass ich hier – halbwegs seriös und mit Klarnamen im Hintergrund – gar nicht so viel von diesen Gedanken in die Welt hinausblasen will. Falsch verstanden zu werden ist ja heute ziemlich einfach, und da werden ein paar typische Skorpion-Gedanken schnell mal als Lebensmüdigkeit ausgelegt oder spirituelle Anwandlungen interpretiert, als hätte man einen Dachschaden. Been there, done that.


Für mich ist es ja gar nicht so, dass Gedanken an den Tod etwas mit mangelnder Wertschätzung dem Leben gegenüber zu tun hätten – im Gegenteil. Gerade weil ich sterblich bin und ziemlich sicher, dass da kein Leben 2.0 in Himmel, Hölle oder Nirvana nachkommt, möchte ich dieses Leben nicht ungelebt vorbeirauschen lassen. Ich möchte seine süßen Seiten genauso schmecken wie seine bitteren. Und der Tod mahnt mich, das ganze nicht aufzuschieben und zu vertrödeln.

Und was ich auch mit dieser Zeit jetzt verbinde, sind all die, die nicht mehr bei mir sind – sei es, weil sie, wie meine Großmutter und Eltern oder mein erster Jugendfreund, schon tot sind, oder weil wir uns aus den Augen verloren, verstritten oder auseinandergelebt haben. Auch sie sind mir in dieser Zeit näher, und das macht mich traurig und gleichzeitig glücklich – glücklich für alles, was ich an tollen Begegnungen mit Menschen in diesem Leben schon mitnehmen durfte.

Das „Stennen Ross“

Die letzten Tage war ich viel im Wald spazieren. Eigentlich hatten wir uns gestern mit Freunden dazu verabredet, aber der beste Ehemann von allen war sehr erkältet und nicht wandertauglich, und ich auch ein Stückchen krank und womöglich virenschleudernd. Also bin ich allein durch die Wälder gelaufen, und besonders am letzten Oktobertag war das sehr schön und magisch am Götzenstein und in seinen Wäldern.

Ach ja, der richtige Soundtrack wäre jetzt vielleicht „Autumn“ von New Model Army: „Everything is beautiful, Because everything is dying“

Lyrics findet ihr hier, den Song auf Youtube.

Auf dem Dachsbuckel

Guilty Pleasure und die ollen Römer

Nun sind die Herbstferien schon eine Woche vorbei. Aber immerhin hatten wir am letzten Ferienwochenende noch einmal einen schönen Ausflug zum ganz anderen Ende des Odenwaldes gemacht – nach Osterburken. Dort hatten wir das Römermuseum besucht und sind durch die Stadt spaziert. Wir hatten auch erwogen, die nahe Tropfsteinhöhle Eberstadt zu besuchen, aber da waren gerade keine Plätze bei den obligatorischen Führungen frei, und angesichts des schönen Wetters war uns sowieso mehr danach, noch einmal eine Runde im Herbstwald zu drehen.

Herbstwald bei Beerfelden Mitte Oktober

Wieso guilty pleasure? Weil das Schönste am Ausflug eigentlich die lange (je 1,5 Stunden) Hin- und Rückfahrt quer durch den Odenwald war. „Spazierenfahren“ ist ja heute klimatechnisch kein applauswürdiges Hobby mehr. Aber ich verbinde damit immer schöne Zeiten mit meiner Mutter, die gerne mit mir im Odenwald herumgefahren ist. Vor der Zeit der Routenplaner waren wir bestenfalls nur mit einer Landkarte bewaffnet, und meine Mutter war durchaus experimentierfreudig, was seltsame kleine Schleichwege und unbekannte Straßen anging. Ich habe noch besonders gut eine Tour in Erinnerung, die von Siedelsbrunn durch den Wald ins Eiterbachtal und von dort an den Neckar führte.

Diesmal aber einmal Odenwald querbeet – genauer: Weschnitztal, Marbachstausee, Hetzbach, Schöllenbach, Mudau, Buchen, Osterburken. Zurück ging es ab Mudau durch den Reisenbacher Grund, Gaimühle, das Sensbachtal und Wald-Michelbach.

Wenn man aus dem verhältnismäßig urbanen und durch das kristalline Tiefengestein geprägten Weschnitztal kommt, ist der hintere Odenwald schon beeindruckend einsam an manchen Stellen. Besonders zwischen Hetzbach, das zu Beerfelden gehört, und Mudau fährt man lange durch dichte Wälder, die kaum einmal durch kleine Ansiedlungen unterbrochen werden. Die Landschaft ist auch anders durch die unterschiedliche Geologie. Während wir hier im kristallinen Odenwald eine kleinformatige Struktur haben, die viele kleine Täler und Hügel beinhaltet, hat der Sandsteinodenwald langgestreckte Höhenzüge und teils tief eingeschnittene Täler (was bedeutet, dass man Serpentinen und Steigungen nicht scheuen darf, wenn man dort entlangfährt). Das finden wohl auch Motorradfahrer reizvoll, aber manche Strecken dürfen von ihnen z. B. an Wochenenden nicht befahren werden. Die Gegend ist weniger fruchtbar, daher gibt es auch mehr Wald als Felder, und das Wetter ist dort ebenfalls rauer als hier in Bergstraßennähe.

Bei Mudau war die Landschaft Richtung Südosten mit dem Untergrund Muschelkalk wiederum eher flach mit einem weiten Himmel – auch das war reizvoll.

In Osterburken fanden wir das Römermuseum dort durchaus sehenswert. Es war angenehm leer, außer uns waren nur eine Familie und zwei ältere Herren da. Neben Fundstücken konnte man auch die Grundmauern eines antiken Badegebäudes anschauen. Die älteren Herren neigten allerdings dazu, sich sehr lautstark zu unterhalten, sodass man im halben Museum etwas davon hatte. In Osterburken konnte man sich außerdem den Rest des alten Römerkastells anschauen.


Den Ort selbst fand ich eher wenig aufregend. Mich erstaunte, dass das relativ kleine Städtchen (laut Wikipedia gut 6.600 Einwohner) einen so großen und prächtigen Bahnhof hatte. Friederike vom LandLebenBlog erklärte mir auf Bluesky, dass die Stadt schon seit jeher ein Bahnknoten gewesen sei, sowohl für badische als auch für württembergische Linien. Die hatten früher jeweils einen eigenen Bahnhof, weswegen es sogar zwei Stück gab. Und Osterburken lag auf der umsteigefreien Strecke Berlin–Rom. Wieder was gelernt! Heute wirkt das ehemalige Verkehrsdrehkreuz eher verschlafen.


Das Gassbachtal

Nachdem ich die letzten Tage mit viel Husten und Schniefen verbracht habe und gar nicht oder nur sehr kurz spazieren war, geht es heute wieder etwas besser. Da es ein schöner, ruhiger Herbsttag ist, haben wir einen kleinen Spaziergang dort gemacht, wo ich auch mit meiner aktuell kaum vorhandenen Kondition laufen kann, ohne gleich ins Keuchen, Husten oder Schwitzen zu kommen.

Das Gassbachtal eignet sich dafür hervorragend; es ist ein sanft ansteigendes, sehr hübsches Odenwaldtal bei Gras-Ellenbach, einem Ortsteil von Grasellenbach.

Schön ist im Gassbachtal auch der Kunstweg, einer von 25, die die Sparkassenstiftung Starkenburg gesponsert hat. Dieser hier stammt aus dem Jahr 2012 und ist noch gut erhalten; ich erinnere mich noch an die Einweihung in meinem ersten Jahr als Lokaljournalistin.

Auch zwei Kneippanlagen findet man bei einer kleinen Runde, die auf der einen Seite des Tals hinaus- und auf der anderen wieder hinunterführt. Sie werden von Quellen gespeist; davon gibt es dort viele.

An einer dieser Quellen befindet sich ein Werk zum „Quellendank im Odenwald“, das die Künstlerin Gesine Wegener geschaffen hat – eine sehr interessante und spirituell inspirierende Künstlerin, die ich vor Jahren persönlich kennenlernen durfte. Die Werke an den Quellen danken dem Element Wasser.

Hier in der Region erarbeitete Wegener unter anderem an der Martin-Luther-Schule in Rimbach zusammen mit Schüler:innen eine Stelenanlage, die an jene jüdischen Kinder erinnert, die durch Kindertransporte vor dem Tod während der NS-Zeit gerettet wurden.

In Gelnhausen steht das m.W. erste Mahnmal, das an die Hexenverbrennungen erinnert; es heißt „Die Rufende“ und wurde 1986 von Wegener geschaffen.

Zurück zum Gassbachtal. Auch der Wald dort ist schön. Es gibt dort noch relativ viele Nadelbäume und dementsprechend viele Pilze. Essbare waren zwar keine dabei, die uns auf dem Spaziergang gereizt hätten, aber man muss ja nicht alles ausreißen und auffressen.

An der Felsenquelle im Gassbachtal findet man eine Gedenktafel für Professor Gerhard Beisinger, den „Kenner, Freund, Beschützer der Landschaft unserer Heimat“.

Ich gestehe: Der Name sagte mir zunächst nichts, also habe ich einmal gegoogelt. Beisinger war wohl in der weiteren Region als Lehrer tätig, ab 1924 in Heppenheim, und dort auch als Naturschutzbeauftragter aktiv.

In Antiquariaten konnte ich mehrere Bücher von Beisinger über Naturschutz und Naturschutzgebiete im Kreis Bergstraße finden. Anderswo wird er als „Pionier des Naturschutzgedankens“ bezeichnet, und es wird erwähnt, dass er sich sehr für den Naturpark Bergstraße-Odenwald (den Vorläufer des heutigen UNESCO Geo-Naturparks) eingesetzt hat.
1963 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Wieder was gelernt!

Gerhard Beisinger

Man kann die Runde durchs Tal natürlich beliebig erweitern – zum Beispiel in Richtung Walpurgiskapelle, Hammelbach oder Weschnitzquelle, oder man stattet dem Café Bauer im Gassbachtal einen Besuch ab.

Gras-Ellenbach ist, wie ich schon einmal beim Thema Siegfriedquelle schrieb, ein Ort, der immer noch gerne von Tourist:innen besucht wird. Ich habe ein bisschen recherchiert und dabei festgestellt, dass der Ort allein im Juni 2025 fast doppelt so viele Übernachtungen wie Einwohner hatte.

Als Wander- und Ausflugsziel ist Gras-Ellenbach mit seinem leicht angestaubten Nibelungen-Charme und der prächtigen Natur auch für Tagesausflügler interessant. Und wer sich von Sahnetorten ernährt, muss nach meiner Recherche dort garantiert nicht hungern.

Wenn man das Gassbachtal entlangwandern will, muss man allerdings etwas Glück haben, um auf dem sehr kleinen Wanderparkplatz einen Stellplatz zu bekommen. Fast alle anderen Parkplätze gehören offiziell zu den umliegenden Hotels. Alternativ kann man etwa 200 Meter weiter an der Nibelungenhalle parken.

Mit dem Bus erreicht man den Ort aus Richtung Heppenheim mit der Linie 660, aus Richtung Weinheim mit der 681; beide Linien fahren stündlich, in den Stoßzeiten unter der Woche sogar halbstündlich.

Das Dürr-Ellenbacher Tal

Ein wirklich schönes Wandergebiet ist die Gegend zwischen Oberschönmattenwag („Schimmeldewoog“) und Raubach. Kommt man mit dem Auto, parkt man am besten auf dem Parkplatz „Waldlehrpfad“.

Der Waldlehrpfad ist etwas Besonderes: Er soll der erste in Deutschland gewesen sein. Angelegt hat ihn der Lehrer Ruprecht Bayer 1957.

Ich mag die etwas anachronistisch wirkenden Schilder – etwa jene, die bildhaft vor Rauchen im Wald warnen, oder andere, die mit einem Gedicht darauf hinweisen, dass Sorgen im Wald keinen langen Bestand haben (*Text siehe ganz unten). Letzteres kann ich voll und ganz unterschreiben.

Bayer hat übrigens – wie ich in diesem Wikipedia-Eintrag über den Ort im Dialekt gelesen habe – auch die Hymne von Schönmattenwag geschrieben: „Schimmeldewog, wie leigscht du schäi“.

Neben dem Waldlehrpfad gibt es dort noch verschiedene andere markierte Wege. Man kann aber auch einfach auf der einen Seite des Dürr-Ellnbacher Bachs hinauf- und auf der anderen Seite hinunterlaufen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Bach trockenen Fußes zu queren.

Es ist eine schöne, ruhige Ecke dort, auch bei herbstlichem Ausflugswetter nicht überlaufen. Wir haben viele Pilze gesehen, allerdings nur wenige essbare, die noch gut waren. Ich bin dort aber auch schon mit vollen Körben nach Hause gegangen. Hübsch waren die nicht sammelnswerten Pilze aber allemal.

Ganz am Ende des Tals steht das alte Forsthaus, zu dem wir heute nicht hingelaufen sind. Angeblich soll es Anfang des 20. Jahrhunderts mit vier Einwohnern das kleinste Dorf Deutschlands gewesen sein. Früher war es größer; die erste Erwähnung findet sich laut Wikipedia schon 1437. Anfang des 19. Jahrhunderts sollen dort 42 Menschen gewohnt haben. Doch wie auch in anderen armen Odenwalddörfern, die heute nicht mehr existieren, setzte dort Mitte des 19. Jahrhunderts eine große Auswanderungsbewegung nach Amerika ein. Nur ein Hof blieb übrig, der später zum Forsthaus wurde. Von den anderen Gebäuden ist heute nichts mehr zu sehen.

*
Wie es den Sorgen im Walde ergeht
Einst wollt ich hinaus in den grünen Wald,
da zogen die Sorgen mit.
Vergebens gebot ich wohl zehnmal Halt,
sie folgten mir Schritt für Schritt.

Doch als wir kamen wohl in den Busch,
begann ein Flüstern sogleich –
die Vögel riefen: „Ihr Sorgen, husch,
hinaus aus dem grünen Bereich!“

Das Gras erhob sich und hielt sie auf,
ein Windstoß hauchte sie fort,
die Bäume rauschten und schlugen drauf,
sie flohen von Ort zu Ort…

Und rannten und stießen die Köpfe sich ein
am Felsen, riesig und rauh,
verschmolzen im lachenden Sonnenschein,
ertranken im duftigen Tau.

„Da habt ihr’s!“ rief ich, von ihrer Not
befreit, in die Lüfte hinaus –
„da seht ihr, was euch im Walde droht,
ein andernmal bleibt ihr zu Haus!“

Odenwälder Kerwe

Ich schreibe als Lokalreporterin natürlich auch über die Kerwe. „Was ist das, Kerwe?“, fragte mich vor kurzem eine Bekannte aus einem anderen Teil Deutschlands. Und ich versuchte zu erklären, wo zwischen kirchlichem Fest, teils skurrilem Brauchtum und allgemeinem, alkohollastigem Volksfest eine Kerwe angesiedelt ist. Für mich ist es ja imemr ein Spagat zwischen Heimatgefühlen und einem fremdelnden Blick darauf als „Zugereiste 2. Generation“.

Dabei sind diese Gewichtungen durchaus unterschiedlich. Eine relativ große Kerwe wie jene in Mörlenbach hat den Charakter eines Volksfestes – wir hatten dieses Jahr sogar ein Riesenrad! In kleinen Ortsteilen geht es dagegen oft intimer zu. Da ist dann zum Beispiel die Kerwepredigt wichtiger, bei der all jene aufs Korn genommen werden, denen im letzten Jahr ein blödes Missgeschick passiert ist. Diese Missgeschicke haben oft etwas mit Alkohol oder Traktoren zu tun und nicht selten mit beidem auf einmal. Sie werden vom Kerwepfarrer vorgetragen, dem ein Mundschenk immer wieder Getränke reicht. Üblich ist auch das Ausgraben und später das Vergraben der Kerwe am Anfang und Ende des Festes, in der Regel in Form einer Flasche.

Ich erzähle einfach mal, wie die Mörlenbacher Kerwe abläuft. Wie ich schon sagte, gehört sie zu den größten Festen hier im Weschnitztal. Jeder Ort hier hat sein „großes Fest“ – in Fürth ist es der Johannismarkt, in Rimbach der Pfingstmarkt, in Lindenfels das Burg- und Trachtenfest, und in Mörlenbach eben die Kerwe.

Kerwe bedeutet Kirchweih, weshalb sie der Weihe der Kirche durch den Bischof gedenkt. Im Katholischen wird auch gerne der Gedenktag des Heiligen gefeiert, dem die örtliche Kirche geweiht ist. Mancherorts sind das dann zwei Feste, in der Kerwe hier fließt das beides zusammen.

(Danke für den Hinweis Michael Bauer :-).)

(Und manchmal wurde sie auch aus logistischen Gründen verschoben, denn Kerwezeit ist fast immer im (Spät-)Sommer und Herbst, also nach der Getreideernte. Und es gibt auch Orte, die Kerwe feiern, ohne überhaupt eine Kirche zu haben.)

In Mörlenbach ist der heilige Bartholomäus der Patron, dessen Gedenktag am 24. August ist. Die Kerwe findet daher hier immer am letzten Augustwochenende statt und dauert vier Tage. Das Drumherum hat sich über die Jahre entwickelt und verändert sich auch weiterhin.

Los geht es am Freitagabend mit dem kleinen Umzug. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Landsknechte, die es seit 39 Jahren gibt. Ihre Mitglieder tragen bei Festen blau-gelbe Uniformen (bzw. Kleider bei den Landsknechtinnen – oder Landmägden?) und sind mit stumpfen Waffen und einer Kanone bewaffnet (in die sie dann Böller werfen). Sie gehören zum Heimat- und Kulturverein. Weswegen sie gegründet wurden, darüber könnte man wohl einen eigenen Beitrag schreiben.

Der Kerwekranz wird aufgehängt

Auf jeden Fall tragen sie den Kerwekranz beim kleinen Umzug, der der Eröffnung vorangeht. Der Kranz muss dann noch „geweiht“ werden (mit einer Gießkanne) und wird anschließend, während die Feuerwehrkapelle spielt, an einer Art Galgen über der Brücke aufgehängt, die zur Kerwezone führt. Dabei darf der „Kerwemarsch“ nicht fehlen, den es wohl vielerorts gibt.
Dessen denkwürdigen Text, der natürlich bei Ortsnamen und Dialektdetails variiert, habe ich neulich ergoogelt:

Refrain: Die (Dingsbumsbäscher) Kerb is do
was sin die Leit so froh es is e Reitschul do
Die (Dingsbumsbäscher) Kerb is do
was sin die Leit so froh heidi heido

Sie laafe nackisch uff de Stroos arum
un kaue Gerwinngumm un kaue Gerwinngumm
Sie laafe nackisch uff de Stroos arum
was sein die leit so dumm heidi heido

Geh hom un steck dei Hemm anoi
es kennt verisse soi es kennt verschisse soi
Geh hom un steck dei Hemm anoi
es kennt verisse soi verschisse soi

Dann geht es in den zentralen Bewirtungsbereich am Anfang der Kerwe. Während die Feuerwehrkapelle weiterspielt, stellen sich die Landsknechte auf der Bühne auf. Der Bürgermeister eröffnet dann mit einer Ansprache die Kerwe. Unser jetziger trägt dabei Odenwälder Tracht; der davor hatte eine Landsknechtuniform an, und bei dem davor … das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr.

Das Kerwepärchen beim Umzug in der Kutsche

Dann kommt das Kerwepärchen zu Wort. Es rekrutiert sich in der Regel aus dem Umfeld der Landsknechte und trägt ebenfalls eine solche Uniform. In Mörlenbach halten sie eine kurze Rede im Dialekt, die aber nichts mit der oben erwähnten Predigt zu tun hat, sondern einfach nur auf das Fest einstimmt.

Fassbieranstich Mörlenbacher Kwere 2025

Natürlich darf wie bei so ziemlich jedem Fest der Fassbieranstich nicht fehlen. In Mörlenbach übernimmt das der Bürgermeister. Letzter Punkt der Eröffnungsfeierlichkeiten ist hier noch eine Show zu Beginn der Dunkelheit. Früher war es immer ein klassisches Feuerwerk, in den letzten Jahren wurde stattdessen mit einer Drohnenshow, einer Feuershow und dieses Jahr mit einem nachhaltigeren Feuerwerk experimentiert. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass die Waldbrandgefahr in manchen Jahren doch recht hoch ist.

Feuerwerk

Danach wird gefeiert. Teenager besaufen sich und kiffen in versteckten Ecken der Kerwe, es gibt Musik, Schießbuden, Fahrgeschäfte – das ist wahrscheinlich überall gleich, ob Schützenfest oder Kirchweih.

Der nächste Höhepunkt ist der große Umzug am Kerwesonntag. Dazu ziehen alle möglichen Vereine, Mitglieder der politischen Gremien sowie Kindergruppen durch den Ort. Meist hat der Umzug ein Motto, an das sich die Teilnehmer mehr oder weniger mit Kostümen und Dekoration halten. Dazu kommen diverse Musikgruppen – entweder aus der Gemeinde selbst oder auch solche, die man dazubucht. In den letzten Jahren hat es sich eingebürgert, dass auch umliegende Kerwevereine oder Kerwejugenden mit einem Wagen dabei sind und dabei in der Regel mit viel Krach und Nebelmaschinen auf ihr Fest aufmerksam machen.


Am Montag geht es weiter mit einem Frühschoppen, es folgt noch Musik, und irgendwann ist die Kerwe dann vorbei. Mir fällt gerade auf, dass mir hier im Ort kein Kerwegottesdienst präsent ist, obwohl Mörlenbach traditionell recht katholisch ist.

So, jetzt wisst ihr Bescheid!

Im lichten Klingen

Eines der ersten heimatkundlichen Themen, das mich interessierte, waren Odenwälder Sagen und Mythen sowie die Orte, um die es dabei geht. Das Interesse begann schon in der Kindheit, konkreter wurde es dann in meinen Zwanzigern, also vor einem halben Leben.

Ein Ort, der sagenhaft und, wie ich finde, auch sagenhaft schön ist, ist der Lichtenklinger Hof.

Er ist am besten von den Wanderparkplätzen Hardberg (Wald-Michelbach, Ortsteil Siedelsbrunn, beim Kloster Buddhas Weg) oder dem Parkplatz Lichtenklingen (im nördlichen Eiterbachtal) erreichbar. Tafeln informieren dort über die Wanderwege, die zu der Kapellenruine führen.
Der Wald dort ist schön, die Gegend als Ausflugsziel beliebt. Doch an Werktagen kann man trotzdem oft lange alleine unterwegs sein. Es gibt diverse Rundwanderwege, die man wählen kann.

Das Forsthaus

Der Lichtenklinger Hof hat drei Elemente: ein altes Forsthaus, das nicht mehr genutzt wird, eine Quelle, die als heilkräftig gilt, sowie die verfallene Kapellenruine „Sankt Maria im Lichtenklingen“.
Das Gelände wird bis heute genutzt: Immer um Mariä Himmelfahrt herum gibt es (seit 1980 wieder) eine Prozession dorthin mit Kräuterweihe. Besondere Kräutersträuße, hier auch Kräuterbuschen oder Würzbüschel genannt (mit diversen Variationen der Schreibweise), spielen im Brauchtum immer noch eine Rolle. Aber dazu ein andermal mehr.
Außerdem ist die Kapelle, weniger auch die Quelle, sichtbar Anlaufpunkt für Anbetung. Das erkennt man an dem bunten Sortiment von Dingen, die vor allem in der Kapelle abgelegt werden: Marienfiguren und -bilder, Kruzifixe, Kerzen, aber auch Blumen oder Opfergaben, die auf eine eher nicht-christliche Form der Anbetung schließen lasse

Die Kapelle wurde zum ersten Mal 1387 urkundlich erwähnt. In der Reformationszeit wurden die Gottesdienste eingestellt; das Kirchlein wurde 1563 vom calvinistischen Kurfürsten Friedrich III. zum Abbruch freigegeben. Um 1800 wurde eine der beiden Quellen in einem Brunnen gefasst, der bis heute Wasser liefert. Im 19. Jahrhundert ging das Gelände in staatlichen Besitz über; das Hofgut wurde zum Abbruch verkauft. Bis 1901 wurde noch das dortige Forsthaus genutzt.
Um den Verfall aufzuhalten, wurde die Kapelle ab 1910 restauriert.
Die Quelle und die Kapellenruine haben die Fantasie der Überwälder angeregt. So heißt es, dass die Quelle heilkräftig sei und schon zu vorchristlicher Zeit als heilig verehrt wurde. Zur tatsächlichen Heilwirkung ist zu sagen, dass das Wasser bei einer Untersuchung in den 1950er-Jahren erhöhte Magnesiumwerte aufwies, was medizinisch durchaus sinnvoll sein kann. Auf jeden Fall schmeckt das kalte Wasser vorzüglich; ich nehme immer gern einen Schluck dort.


Mit dem „uralten heidnischen Brauchtum“ ist es wie oft so eine Sache. Belegt wird das unter anderem mit dem Brunnenstock und seinen Symbolen: Blütenblätter, Rosetten und Pinienzapfen. Doch dieser Brunnenstock stammt nach meinen Informationen von etwa 1800. Da war das germanische Heidentum sogar im Überwald schon deutlich auf dem Rückzug, behaupte ich mal
Sagenhaft ist auch die Kapelle: So heißt es, nachdem sie in der Reformationszeit dem Verfall überlassen worden war, hätten einige Männer aus Unter-Abtsteinach die Marienfigur mit dem Jesuskind mit sich genommen, um sie in Sicherheit zu bringen. Doch auf geheimnisvolle Weise kehrte sie drei Mal in die alte Kapelle zurück. Erst der vierte Versuch, sie umzusiedeln, gelang. Es soll sich dabei um jene Figur handeln, die heute in der Unter-Abtsteinacher Kapelle steht.
Außerdem weiß die Sage von einer geheimnisvollen weißen Frau und von einem verborgenen Schatz zu berichten.

Wenn man vom Lichtenklinger Hof Richtung Siedelsbrunn läuft, kommt man noch an der schönen Liebfrauenbuche vorbei. Wie die zu ihrem Namen kam, der auf Maria hindeutet, weiß ich aber nicht.

Mehr Informationen vor allem zur Geschichte des Ortes findet man unter anderem in der Abtsteinacher 1000-Jahr-Chronik, die der Heimatforscher Dr. Peter W. Sattler herausgegeben hat.

Wo der Hagen den Siegfried meuchelte

Do geht es long!

Eines muss man den Odenwäldern vom Schlage der Überwälder, genauer: der Grasellenbacher und Gras-Ellenbacher (das eine bezeichnet die Gesamtgemeinde, das andere den Ortsteil) ja lassen: Sie haben eine gewisse Chuzpe. Das dachte ich zumindest, als wir heute zum Wandern den sagenumwobenen Ort Gras-Ellenbach anstrebten. Dort „hagend“ und „kriemhildet“ es sehr viel vor sich hin rund um die Nibelungenhalle, die den ganzen Charme ihres Baujahres 1973 versprüht (nichts gegen den Jahrgang! Ich denke manchmal, ob mein Charme inzwischen auch so ein bisschen eosin-orange daherkommt?).

Die Nibelungenhalle

Hintergrund des Nibelungen-Hypes, der hier schon gute alte Tradition hat, ist der Siegfriedbrunnen, der sich auf der Gemarkung Grasellenbachs befindet. Ihr wisst schon, die Quelle, wo Hagen dem edlen Recken den Speer just an jene Stelle des sonst dank Drachenblut unverwundbaren Körpers bohrte, wo zuvor dessen Geliebte Kriemhild ein Kreuzchen in seine Gewandung stichelte. (Findet ihr das auch so merkwürdig, also psychologisch gesehen? Aber von solchen Momenten hat die Nibelungensage ja einige.)

Wie auch immer: Sehr viele Wegweiser deuten die Hügel hinauf zu eben jenem Ort, der inzwischen mit einem Sandsteinkreuz versehen ist. Auf dem Weg dorthin findet man viele Infoschilder mit Details der Nibelungensage. Die Quelle tröpfelt eher ein bisschen vor sich hin, als kräftig zu fließen. Aber gut: Was da fließt, ist ja auch seit 1952 kein Quell-, sondern Gras-Ellenbacher Leitungswasser; ein Notbehelf, nachdem die Quelle versiegte. So schrieb zumindest der mittlerweile verstorbene Heimatforscher Peter W. Sattler in den „Geschichtsblättern Kreis Bergstraße“ (Bd. 33, 2000).

Der berühmte Siegfriedbrunnen

Entdeckt, dass an just jenem Ort der Hagen den Siegfried erschlug, hat übrigens – laut Sattler – schon 1845 der geheime Hofrat Dr. Knapp. Auch Joseph Victor von Scheffel ließ sich überzeugen, dass die berühmte Quelle genau da sein musste. Eindeutig!

Natürlich mögen kritische Geister nun den Finger heben und zum einen anmerken, dass es noch ein paar andere „echte“ Siegfriedbrunnen im Odenwald gibt. Und dass das Nibelungenlied nun mal eine Sage, ein Märchen ist (wenn auch mit ein paar echten historischen Figuren wie Attila) und es daher auch keine echten Schauplätze für die Geschehnisse geben muss, ja kann.

Ach was. Das kümmert die Grasellenbacher und Gras-Ellenbacher nicht und Wanderer ebenso wenig. Denn es ist ein schöner Rastplatz im Wald, und auch sonst kann man dort eine schöne Runde drehen: mit alten Grenzsteinen, sehr vielen Blau- und Himbeerbüschen, Wasserbüffeln und einem Stück Waldmoor, durch das ein hübscher kleiner Pfad führt (dass man den wegen der Witterung aktuell nicht betreten soll, lasen wir erst am Ende).

Noch ein Nachtrag zur Grasellenbacher und Gras-Ellenbacher Chuzpe: Die ist heute noch aktiv. So war es nicht zuletzt einem prominenten Grasellenbacher aus Hammelbach zu verdanken, dass die Gemeinde – nebst den Nachbarkommunen Wald-Michelbach und Rimbach – ein paar ansehnliche Fördermittel für einen Aussichtsturm, zwei begehbare Steinbrücken, einen Spielplatz und einen Radweg aus dem Topf „Nationale Projekte des Städtebaus“ erhielt. Ein Radweg zwischen zwei Dörfern und ein Spielplatz in einem Ortsteil mit 68 Einwohnern als national bedeutsamer Städtebau? Da schmunzelt sogar der düstere Hagen. Aber der Trommturm macht wirklich was her!

Der Trommturm

Der Schenkenberg bei Lindenfels

Es gibt immer wieder besonders schöne Ecken im Odenwald – und sie müssen nicht einmal schwer zugänglich oder versteckt sein. So haben der beste Ehemann von allen und ich vor Kurzem mal wieder eine schöne Wanderrunde um den Schenkenberg gedreht. Das ist ein Berg bei der kleinen Burgstadt Lindenfels.

Lindenfels vom Aussichtspunkt Ludwigshöhe aus gesehen.

Im Bereich Schenkenberg (und auch in anderen Ecken von Lindenfels und im ganzen Odenwald) gibt es viele gut markierte Wanderwege. Mit den entsprechenden Wander-Apps kann man natürlich auch eigene Runden laufen, wobei man aktuell wegen der Afrikanischen Schweinepest auf den Wegen bleiben sollte. Außerdem sind im Bereich Schenkenberg manchmal Wegstücke gesperrt, wenn etwa nach Sturm oder Trockenheit Bäume umgestürzt sind oder Äste abbrechen könnten. An solche Sperrungen sollte man sich der eigenen Sicherheit zuliebe unbedingt halten.

Einige schöne Rundwege beginnen an einem Parkplatz, der sich an der B47 am östlichen Rand des Stadtgebiets befindet. Hier steigt man – nachdem man die Straße überquert hat – den sogenannten „Philosophenweg“ hinauf.

Später hat man die Auswahl zwischen mehreren, teils markierten Runden. Über diese informiert eine Tafel am Parkplatz.

Man kann den Schenkenberg ansonsten auch gut von anderen Parkplätzen in der Stadt aus erwandern.

Das Besondere am Schenkenberg sind die vielen schönen Felsformationen. Auch gibt es Aussichtspunkte, wie an der Schutzhütte „Ludwigshöhe“, von der aus man über die Stadt mit ihrer Burg blicken kann.


Ein geologischer Lehrpfad und einige Brunnen finden sich ebenfalls. Einer davon verspricht, dass man 100 Jahre alt wird, wenn man aus ihm 100 Jahre lang trinkt. Zwinker, zwinker.

Ich nehme vorsichtshalber jedes Mal einen Schluck, auch wenn der Brunnen offiziell kein Trinkwasser führt.

Die hohe Dichte an Schutzhütten, Bänken und eingemeißelten Namen in den Steinen am Schenkenberg zeigt auch, wie wichtig der Tourismus – genauer gesagt der Kurbetrieb – früher für Lindenfels war. Das ist nun schon eine Weile her, aber man spürt noch etwas von jener Zeit, als große schöne Gebäude noch Luxushotels waren, feine Damen mit Sonnenschirmchen durch den Kurpark flanierten und der Kurkapelle lauschten, bevor sie ein kleines, exquisites Café besuchten.

Doch auch heute hat die Stadt noch einiges zu bieten: einen malerischen Stadtkern, die Burg sowie ein hübsches Museum, das sich ganz dem Thema Drachen widmet.

Drachen begegnet man in Lindenfels übrigens häufiger, denn unter einem früheren Landrat sollte die Region touristisch als „Nibelungenland“ beworben werden. Mit dem eigentlichen Sagenstoff hat die Gegend zwar – abgesehen von der sogenannten „Siegfriedquelle“ (deren genauer Standort von mehreren Gemeinden beansprucht wird, am bekanntesten ist wohl die bei Grasellenbach) – wenig zu tun. Dennoch findet man Darstellungen von Szenen aus dem Nibelungenlied in verschiedenen Gemeinden hier, und in Lindenfels eben auch etliche Drachen.

Noch ein Tipp: Wer am Wochenende wandern möchte und nicht allzu vielen anderen Wanderern begegnen will, dem empfehle ich den Samstagvormittag. Da sind fast nur Touristen und zweifelhafte Gestalten wie ich unterwegs. Richtige Odenwälder haben Samstagvormittag anderes zu tun: Sie gehen in den Baumarkt, werkeln im Garten herum oder fegen die Gass’.

Link zur Broschüre mit Wandervorschlägen rund um Lindenfels

Trommwald im Regen

Ich habe mir vor gut 3 Jahren angewöhnt, jeden Tag eine Runde zu laufen, sprich zu spazieren, zu wandern – wo immer ihr das einordnen würdet. Das ist keine sportliche Höchstleistung, ich weiß, aber dank der Odenwaldhügel ist es zumindest ein bisschen konditionsfördernd und sehr gut für meine Psyche.

Ein großer Vorteil dieser Gewohnheit, die ich nur im äußersten Notfall (den ganzen Tag unterwegs, schwer krank) unterbreche, ist: Ich muss nicht lange überlegen, ob ich auch bei dezent ungemütlichem Wetter wie heute rausgehe.

Heute war hier ein verregneter Sonntag, die Wolken hingen tief, und ich ging zwei Stunden im Trommwald spazieren. Ich begegnete abseits des Parkplatzes keinem Menschen, nicht mal dem alten Onkel einer Freundin, der immer wieder (täglich?) den Berg hinaufjoggt.

Es tat Kopf und Körper wie immer sehr gut. Ich sah einen Hasen vorbeipreschen, ging durch Wolkenfetzen, die durch die Wälder zogen, und roch die Holunderblüten. Einmal kam einen Moment die Sonne durch, und ich begegnete sogar einen Feuersalamander, der sich sicher auch darüber freute, dass es endlich wieder mehr Regen gibt.

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